Lange haben wir gewartet, bis wir vom 23.7.-1.8.1998 in das alljährlich
stattfindende Sommermathelager (Kurz: MaLa) des Wurzelvereins fahren
konnten. Es nahmen diesmal etwa 30 Schüler der 8.-12. Klasse und
6 Betreuer teil. Ort der Begegnung war das „wunderschöne” Ferienland
Crispendorf in der Nähe von Schleiz. Somit war dafür gesorgt, daß wir uns
wieder einmal ganze 10 Tage unserer geliebten Mathematik widmen konnten,
ohne daß uns irgendein Mathelehrer störte.
Uns Schülern war natürlich der vormittägliche Unterricht am „wichtigsten”,
darum verdient er die erste Erwähnung. Innerhalb von vier Stunden wurden wir
mit bis dahin nicht einmal erahnten Gebieten der Mathematik vertraut
gemacht. Dies soll heißen: Wer also seinen Mathehefter aus der Schule
mitgenommen hatte, konnte ihn gleich wieder nach Hause schicken.
Für den Unterricht wurden wir nach Klassenstufen in verschiedene Gruppen
eingeteilt, in denen unsere Betreuer uns dann unter recht erschwerten
Bedingungen unterrichteten. Die älteren hatten das Privileg, gleich in ihren
Betten bleiben zu können, wohingegen die zwei jüngeren Gruppen in der Hitze
des Dachbodens gebraten wurden. Doch wer läßt sich schon durch solch'
irdische Probleme von der geistigen Wissenserweiterung abhalten?!
Was gab es da nicht alles für Themen: Sortierverfahren, Quaternionen und der
Fischer, zufällige Irrfahrten (11./12. Klasse); Geometrie im Raum,
Zahlentheorie und Gruppentheorie (10. Klasse); Kegelschnitte, Kombinatorik,
Ungleichungen (9. Klasse); Zahlentheorie, Logik und Mengenlehre, Geometrie
(8. Klasse). Und in der Lagerolympiade, die am Schluß geschrieben wurde,
sollten wir unter Beweis stellen, was wir alles gelernt hatten. Was dann
jeder in unterschiedlichem Maße tat.
Der Nachmittag war ein individuell zu Gestaltender. Zuerst einmal
konnte man sich natürlich auch weiter mit der hochgeschätzten
Mathematik beschäftigen und, wenn man Gleichgesinnte fand, mit diesen
diskutieren. Natürlich hatten wir auch sehr mathefremde Themen zu
besprechen: wer wessen Schlafsack benutzte, ob „Hägar” wirklich witzig sei
und wie das Schulsystem reformiert werden könnte. Aber auch sportliche
Betätigungen wie Volleyball, Rugby (nicht unbedingt regelgerecht, aber
dafür um so lustiger), Tischtennis und Fußball wurden geboten. Das Freibad
genügte seinem Namen vielleicht nicht ganz, jedoch konnte man auch in
1,35m Tiefe versuchen zu ertrinken. Und nicht zu vergessen die typischen
MaLa-Freizeitbeschäftigungen: Pussi (dieses Kartenspiel bekommt man von den
netten Pussiseminar-Leitern erklärt), Skat, Doppelkopf, Origami, Tischspiele
wie die Siedler von Catan und der Rubik's Cube (Zauberwürfel). Die
Musikgruppe, die sich (zum teilweisen Entsetzen der Zwangszuhörer)
zusammenfand, genügte der „kulturellen” Gestaltung des Ganzen.
Wie jedes Jahr wurden auch wieder einige Höhepunkte organisiert: das
Bergfest und das Abschlußfest, das Lagerfeuer mit den Knüppelteigknüppeln,
der ganztägige Wanderausflug nach Ziegenrück, die gemeinsame Nachtwanderung,
das Betreuer/Schüler-Volleyballspiel (wir Schüler haben natürlich gewonnen),
die Lagerolympiade, das Pussiturnier und das Skatturnier. Und so über die
Tage lernte man sich kennen und „lieben”, wenn man das nicht bereits tat,
denn wer einmal dabei war, kommt immer wieder, so versicherte man mir.
Ansonsten waren die Begleitumstände, die dieses MaLa kennzeichneten, eher
bescheiden (Es fiel auch der Ausdruck „Chaos-MaLa”). Denn den üblichen
Komfort, der bisher bei anderen Mathelagern geherrscht hatte, mußten wir
dieses Mal missen. Statt normaler Unterkünfte gab es zwei 20-Mann-Zelte,
die wir uns mit anderen Lebewesen, die sonst eher ein biologisches Labor
bevölkern, teilen mußten. Wer keinen Schlafsack sein Eigen nennen konnte,
mußte sich nachts mit genügend Decken versorgen, um nicht zu erfrieren. Und
auch beim Essen bewiesen wir, aus leicht zu erkennenden Gründen, eher wenig
Appetit. Natürlich wußten wir uns auch vortrefflich mit den anderen
Ferienlandbesuchern, die sehr zahlreich und sehr klein waren, zu
arrangieren. Dies alles konnte unserer Fröhlichkeit aber keinen Abbruch
leisten, und auch ein „Chaos-MaLa” bietet neue interessante Erfahrungen.
Als wir uns dann am Samstag von dem Ort und voneinander verabschieden
mußten, waren wir doch sehr bedrückt, wieder nach Hause fahren zu müssen.
Aber wir konnten uns ja trösten, denn das nächste Mal sehen wir uns wieder!
Jenny Seithe, Jena
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